Freitag, 11. Juni 2010

Worum geht es?

Ich möchte hier einen Kommentarschreiber zu Wort kommen lassen, der m.E. auf den Punkt beschreibt, worum es im neuen Paukenschlag von Egon W. Kreutzer geht:

Ja Herr Kreutzer,

jetzt fehlt nur das, was unsere Eltern und Großeltern schon anfangs der 30-er Jahre erlebt haben. Einen machtgierigen Knallkopf namens Hitler, der in all seiner inszenierten Unbeholfenheit eine Weltverschwörung aufdeckt und sie "den Juden" zuschreibt.

Wenn ich mir ihr - leider sehr realistisches - Szenario in diesem Zusammenhang vorstelle, dann war Hitler und sein Regime wohl eher ein Betriebsunfall, sonst wären wir auf dem Weg in die Sklavenhaltergesellschaft schon ein ganzes Stück weiter. Hitler hat die vorhandenen Strukturen für seine eigenen, zweifellos verwerflichen Ziele genutzt und sie damit offen gelegt.

Glauben Sie nicht dass ich Sympathien für diesen Menschen hege, aber wenn man die Geschichte Deutschlands und Europas weiter zurück verfolgt, werden sich immer wieder die gleichen Tendenzen fest stellen lassen. Ein Kaiser hat für die Fugger Kupferbergwerke erobert und die haben ihm dafür die Kanonen für den nächsten Krieg geliefert. So lange bis dieses "alte Reich" einfach implodiert ist.

Davor ist das "echte" römische Westreich einfach implodiert, als es sich nicht mehr lohnte die Sklavenhaltergesellschaft aufrecht zu erhalten. Auch dort sehen wir die zunehmende Entrechtung der Bevölkerung, den Menschen als Ware, als Verbrauchsgegenstand, dazu das ganze dumme Elitengeschwätz, die schleichende Vergiftung der Gesellschaft durch die Unterminierung eines durchaus anerzogenen Gerechtigkeitsempfindens.

Wer also ist denn nun diese selbsternannte Elite, auf die man sich stürzen und die man mit Mistgabeln aus ihren Palästen verjagen kann? Auch der Prager Fenstersturz hat zwar die Politiker entmachtet, aber nicht die Strippenzieher dahinter.

Wo gibt es da eine Lösung die über nationalistisch verschwiemelten Unfug (der "ewige Jude", die Rosenkreutzer, die bösen Hedgefonds etc... hinausreicht. Lässt sich so ein Haufen egomanischer Idioten, denn nichts anderes sind sie, überhaupt entdecken und identifizieren? Oder müssen wir vielmehr, mal wieder zu religiösen, psychologischen oder schamanischen Bildern greifen um dem "Guten im Menschen" ein greifbares Gegenüber zu präsentieren?


Ich bin echt ratlos und so sehr ich sehe dass Sie Recht haben, so sehr ich die intelligente Art und Weise, in der Kabarettisten die selbe Wahrheit unters Volk bringen, bewundere, so sehr verbittere ich ob der Perspektivlosigkeit jeden Anfangs, der doch nur erfolgreich sein kann wenn er sich den selben menschenverachtenden Regeln unterwirft, die für alle Projekte einer solchen Gesellschaft gelten.

Hier ein soziales Gemeinschaftsmodell im kleinen Maßstab zu entwerfen, ein selbst genügendes, bewusst gegen die herrschenden Strukturen sich entwickelndes und trotzdem erfolgreiches Kleinst-Utopia, überall mit wenig Aufwand installierbar und so in Massen eine Entwicklung anschiebend wie es die frühen Klöster konnten, wird wohl der Anfang eines menschlichen, sozialen und gesellschaftlichen Neuanfangs nicht nur für Europa oder Deutschland, sondern ebenfalls für Afrika, Amerika und Asien sein müssen.
 
So eine Kerngesellschaft zu entwickeln, mit den dazu gehörenden Lebensformen und dem Kontakt zur Natur und Umgebung, mit einem sozialen inneren und einem ökologischen äußeren Habbit.

Warnen reicht nicht, bekämpfen führt nur dazu, die Vernichtungsstrategie weiter zu tragen,
neu anfangen in aller Konsequenz ist das einzige was mir hierzu einfällt...

Worum geht es?

Der amtierenden Regierung wird vorgeworfen, sie habe nicht nur keine Vision, keine erkennbare Gestaltungsabsicht, sie habe nicht einmal einen vernünftigen Plan.

Ich will das nicht so platt übernehmen. Es könnte ja doch sein, dass es eine Vision, eine Gestaltungsabsicht und einen dazu passenden Plan gibt, nur gelingt es der Regierung offenbar sehr gut, dies alles vor dem Großteil der Menschen in diesem Lande zu verbergen.

Das ist aber nicht erst seit Merkel/Westerwelle so, es war schon bei Merkel/Steinmeier so - und bei Schröder/Fischer, wo uns mit der Agenda 2010 zwar ein Plan präsentiert wurde, die Gestaltungsabsicht und die Vision hinter vorgeschobenen Begründungen jedoch vollkommen unsichtbar blieben. Müßig noch anzuführen, dass es sich auch bei 16 Jahren Kohl, samt der ihm dazwischen gekommenen Wiedervereinigung, allem Anschein nach um eine Kombination aus zwangsläufigen Reaktionen und reflexhaftem Aussitzen gehandelt hat, nicht aber um die geradlinige Verfolgung einer übergeordneten
politischen Zielsetzung.

Angela Merkel ist also nicht die erste Sphinx im Kanzleramt - sie führt die Tradition nur besonders beflissen weiter, und Guido Westerwelle und Horst Seehofer achten strikt darauf, dass die so quasi "invertierte Richtlinienkompetenz" von der gesamten Regierungsriege akzeptiert wird.

Wer wissen will, worum es geht, darf also nicht den Sirenengesängen aus dem Kanzleramt, nicht den polternden Tönen aus der Höhle des Kyklopen in München lauschen, noch sich von den Zaubersprüchen der Circe zum Anhänger Milton Friedmans machen lassen.

Wer wissen will, worum es geht, muss eine Gerade ziehen, vom Zustand der Republik vor 50 oder 60 Jahren, zum Zustand der Republik heute - und dann diese Linie schlicht in die Zukunft verlängern.

Das erscheint so pauschal kaum möglich, doch wenn man den "Zustand" in "Einzelzustände" zerlegt, sich deren Entwicklung, die bereits durchlaufene und die absehbar zukünftige, vor Augen hält und am Ende die Einzelteile wieder zu einem Ganzen zusammenfügt, werden Vision, Gestaltungsabsicht und Plan erkennbar.

Die Auswahl der hier dargestellten "Einzelzustände" ist willkürlich und folgt meiner persönlichen Prioritätenreihe, daher ist es jedermann unbenommen, die Darstellung zu ergänzen, zu erweitern, zu vertiefen. Ich stelle diese Ergänzungen gerne online. mehr bei Egon W. Kreutzer...


Quelle: Egon W. Kreutzer

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